Indische Studierende kennen andere Wege in den Berufseinstieg
Hallo, mein Name ist Kumar Varun Togadiya, aber es reicht Kumar. Letztes Semester studierte ich noch im Master an der TU Chemnitz. Zur Aufnahme des Studiums brauchte ich einen Bachelor of Science Abschluss, den ich zuvor an der Universität von Bengaluru absolvierte. Das geforderte B2 Niveau in Englisch übertraf ich bei weitem. Als Deutschkenntnisse reichte A1-Niveau, welches mir von meiner Hochschule auch bescheinigt wurde. Diese Kenntnisse sollte ich bis zum Ende meines 3. Semesters (von insgesamt vier Semestern) auf A3-Niveau angehoben haben.
Sowohl meine Fach- als auch Fremdsprachenkenntnisse reichten während meines Studiums aus. Ich fand mich gut zurecht, war auch in Chemnitz ab und zu mit Freunden unterwegs. Auch im Wohnheim verstand ich mich mit den anderen Studierenden aus allerlei Ländern sehr gut. Allerdings redeten wir ausschließlich Englisch. Als ich mit meiner Master Thesis fast fertig war, empfahl mir mein Mentor, dass ich mit den Bewerbungen für den Berufseinstieg so langsam beginnen müsse. Ich tat wie mir geheißen, obwohl ich das nicht so recht nachempfinden konnte. Warum soll ich mich jetzt schon bewerben? Warum muss ich mich überhaupt bewerben?
Wie sich ein Bewerbungsprozess in Deutschland gestaltet, war mir absolut unbekannt. Auf Nachfrage bei meinem Mentor erhielt ich einige Vorlagen und einen Leitfaden zur Bewerbung. Darin las ich, dass ich mich auf Stellenausschreibungen von Unternehmen, die man bei der Agentur für Arbeit, den bekannten Jobbörsen oder dem Career Service findet, schriftlich bewerben muss. Wie so etwas aussieht las ich darin ebenfalls.
Also suchte ich im Internet nach geeigneten Plattformen, die mir für mich passende Jobs lieferten. Ich wollte jedoch nicht bei irgendeinem Unternehmen anfangen. Ich stellte mir eine Karriere bei namhaften Unternehmen, dich auch aus Indien kannte, wie IBM, Siemens oder Continental vor. Stellen dazu fand ich auf WIKWAY.de. Dort bewarb ich mich natürlich als erstes. Doch meine Bewerbung in Englisch kam nicht gut an. Mein Mentor erklärte mir dann, dass wir die Bewerbung zukünftig auf Deutsch versenden. Er half mir auch die Texte zu verfassen. Damit war ich erfolgreicher. Ich wurde auch zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Allerdings merkten die Recruiter sofort, dass meine Sprachkenntnisse nicht auf dem in der Bewerbung suggerierten Niveau lagen und führten danach zu Absagen. Für mich war das Problem klar: so lange ich keine angemessenen Deutschkenntnisse vorweisen kann, werde ich es hier schwer haben.
Ich bewarb mich für einen sogenannten „Eingliederungskurs“ – ein Deutsch Intensivkurs beim IUZ, der meine Sprachkenntnisse deutlich verbesserte. Nun konnte ich mich endlich artikulieren und nicht schon nach 2 Sätzen ins Englische switchen. Zugegeben, es war nicht einfach. Und ich war auch der einzige von meinen Freunden, der in diesem Kurs saß, aber ich hatte das Ziel vor Augen, mit der nächsten Bewerbung erfolgreich zu sein. Und das war ich dann auch. Ich schaffte den Berufseinstieg bei Siemens Chemnitz. Ein Traum ging in Erfüllung. Von meinem Arbeitgeber Siemens erhielt ich nochmals einen Deutschkurs, wodurch ich noch besser integriert wurde. Ich fühle mich nun sehr wohl hier.
Doch ich hätte es mir vorher niemals so vorstellt, denn in Indien kommen namhafte Arbeitgeber an unsere Universität für ein Assessment Center und suchen sich 60-70% der Studierenden für den Berufseinstieg aus. Dass es sich in Deutschland so sehr unterscheiden würde, hätte ich nicht erwartet.
Daher möchte ich mit meiner Geschichte meinen Kommilitonen Mut machen und kann jedem Student eines englischsprachigen Masterstudiengangs empfehlen, fleißig Deutsch zu lernen, dann klappt es mit dem Studieneinstieg sehr viel schneller und einfacher.