Wir haben jahrelang eine wichtige Zielgruppe ausgeblendet
Derzeit kommen für IT Berufe nur gelernte oder studierte Informatiker in Frage, für das Marketing nur Wirtschaftswissenschaftler oder Kommunikationswissenschaftler, für die Produktionsplanung nur ... das dachte auch ein Leipziger IT Unternehmen und lies dabei eine viel besser geeignete Zielgruppe außen vor...
Ein weiterer „Big Failure“ aus unserer BLOG-Reihe aus der Studie von Monster.de und der Universität Bamberg ist die Tatsache, dass Quereinsteiger bei der Stellensuche kaum als mögliche Kandidaten berücksichtigt werden.
Bewerber aus fremden Branchen oder Tätigkeitsfeldern erscheinen auf den ersten Blick ungeeignet für andere Berufe. Sie bringen ja schließlich auch nicht das Knowhow und die Erfahrungen mit... oder?
Ein IT Unternehmen aus Leipzig suchte vergebens nach Fachinformatikern für Websitenerstellung. Auf einer Veranstaltung lernte das Unternehmen einen Geisteswissenschaftler kennen und im Dialog erkannten beide Seiten, dass sie für einander geschaffen sind. Der Geisteswissenschaftler arbeitet seither in einem interdisziplinären Team aus Informatikern, Wirtschafts- und Geisteswissenschaftlern und das Unternehmen ist erfolgreicher denn je.
Quereinsteiger verfügen in der Tat nicht über vergleichbare Fachkenntnisse wie entsprechend ausgebildeten Personen. Jedoch bringen sie Berufserfahrung und - was das entscheidende in manchen Branchen ist - den Blick über den Tellerrand mit. Die anderen Perspektiven, Herangehensweisen und Denkweisen fördern die Arbeit in interdisziplinären Teams, lassen Kreativität entstehen und öffnen Horizonte.
Ein neuer Mitarbeiter ist in der Regel nicht sofort Einsatzbereit, sondern muss in das spezifische Aufgabenfeld zunächst eingearbeitet werden - der Quereinsteiger ebenso. Vieles was der Mitarbeiter für die Position tatsächlich benötigt, erfährt er erst durch eine längere Unternehmenszugehörigkeit. Mögliche fachliche Defizite können durch Weiterbildungen, Betriebspaten oder Selbststudium zeitnah ausgeglichen werden und motivieren sogar zu mehr Eigeninitiative. Man möchte es den Kollegen ja schließlich beweisen, dass man trotz anderer fachlicher Herkunft für den Posten geeignet ist.
Die Affinität zum neuen Einsatzbereich macht den Unterschied.
Ein Geisteswissenschaftler, der privat ein hohe Begeisterung für Informationstechnologien mitbringt, ist vielleicht für eine IT-Position manchmal besser geeignet, als ein Absolvent entsprechender Studienfächer. Es ist also am Personaler das Gespür für Quereinsteiger zu schärfen. Aber natürlich auch am Bewerber, der einmal mehr deutlich machen muss, warum besonders er für diese Position der oder die Richtige ist.